Sonntag, 26. November 2006

pastperfect.at

Dankbar nehme ich die Hilfestellung an und stelle fest, dass es folgende „Zugänge“ gibt: Ereignisse, die Rubrik Kontexte, Reflexionen, Rezeption, Verlauf, Biographie und Glossar. Ebenfalls als interaktive Menüpunkte entpuppen sich das Schiff auf der Karte die gleichzeitig den Hintergrund der Seite darstellt, sowie die eingetragenen Städte Etaples, Nürnberg, Augsburg, Ofen, Salzburg, Rom, Salamanca, Granada und Santa Fe.
Soviel zum sprichwörtlich Offensichtlichen.
Weitere Menüpunkte verbergen sich nämlich hinter den kleinen Quadraten. Den weiteren systematischen Aufbau der Seite zu beschreiben gestaltet sich aber schwierig, weil es eben keine lineare Vorgehensweise beim Erkunden gibt.
Die Frage ob es mehr als einen Weg gibt sich innerhalb der Seite fortzubewegen mutet ein bisschen zynisch an, denn darum geht es bei der Konzeption der Seite offensichtlich.
Die letzte vom Ausgangspunkt nachvollziehbare Interaktion ist die Suchfunktion die ich einer Probe unterzogen habe. Gesucht wurde von mir ganz allgemein der Begriff „Spanien“. Das Ergebnis war aber recht spezifisch, nämlich ein Verweis auf eine Vielzahl an Artikeln, und zwar solche mit einem direkten Verweis auf das Land wie auch solche, die nur am Rande etwas mit dem eigentlichen Suchbegriff zu tun haben.
Begibt sich der Benutzer also auf die Suche „passiert“ die volle Entfaltung des Projekts und diese ist schwer in Worte zu fassen: dem Benutzer werden eine Vielzahl neuer Ausgangspunkte gegeben, wobei jede gesetzte Aktion, sprich Entscheidung des Benutzers, eine neue Reaktion hervorruft.
Eines vorweg: es gibt keinen linearen Ablauf im eigentlichen Sinn (was nicht heißt, dass eingeschlagene Wege nicht rekonstruierbar sind), deshalb ist es auch dementsprechend schwer eine allgemeingültige „Bedienungsleitung“ zum Erlangen von gewünschten Suchergebnissen zu formulieren.
Wirklich klarer läuft auch die weitere Erkundung der Seite nicht ab.
Der Punkt Rezeption sollte offenbar in erster Linie Verwirrung, in zweiter Linie Verzweiflung und dann, wahrscheinlich lange Zeit später, einen „Aha“- Effekt auslösen. Allein genau dieser „Aha“- Effekt will sich bei mir auch nach mehrmaliger Betrachtung nicht so recht einstellen. Das zur Rezeption freigegebene Material ist überwältigend und scheinbar unüberschaubar und birgt meiner Meinung nach das Potenzial sich zu verlieren bzw. vom Hundertste ins Tausendste zu gelangen. Anders kann ich mir den Verlauf meiner „Recherche“, bei der ich über die Wirtschaft in Amerika, Kolumbus und Mais zum ungarischen Bauernaufstand gelangt bin, nicht erklären
Ähnliches gilt für die Reflexionen: das Menü droht mich als Konsument zu erschlagen. Die Lust auf mehr mindert sich exponentiell mit jedem angewählten Menüpunkt – einfach weil ich nichts damit anfangen kann: was bitteschön sind x-Links? Und wozu sind Konzepte, offensichtlich in der HTML-Programmiersprache gehalten, für mich relevant?
Die Frage ob pastperfect.at wissenschaftlichen Maßstäben entspricht ist mit Sicherheit eine jener Fragen die im Zuge der Aufgabe leichter zu beantworten sind: Sollte sie eine Anspielung auf die Kriterien sein, die eine wissenschaftliche Seite ausmachen, muss die Frage mit „ja“ beantwortet werden. Vor allem aber ist klar ersichtlich, wer für die Seite verantwortlich ist und wer für die Beiträge die Verantwortung übernimmt. Nachdem auch die Links ausschließlich innerhalb der Seite arbeiten (zumindest ist mir kein gegenteiliges Beispiel untergekommen), müssen sich die Betreiber der Seite auch nicht um die Inhalte „fremder“ Internet-Seiten kümmern. Praktisch.
Was bei ebendiesen Betreibern der Seite von pastperfect.at ebenfalls aus didaktischer Sicht im Vordergrund stehen dürfte, ist offensichtlich die Interaktion beim eigentlichen Lernprozess. Damit distanziert man sich also bewusst vom alt-ehrwürdigen einseitigen Sender-Empfänger-Modell. Innerhalb der Seite wird das Internet als Träger der neuen Form des interaktiven Unterrichts als die beste Alternative bewertet, weil z.B. anders als beim Buch das Platzangebot ein wesentlich größeres ist, somit quasi ein eigener Arbeitsbereich geschaffen werden kann, und auch die Linearität von einem Buch oder einer CD-Rom gänzlich fehlt. Außerdem kann das Internet durch seine vielseitigen Kommunikationsformen zum kollektiven Lernen anregen.
Ein Aspekt des Fazits nach der genaueren Betrachtung der Seite muss aber lauten, dass es mit der Übersichtlichkeit des Gebotenen und somit mit der Benutzerfreundlichkeit bei der ersten Besichtigung nicht weit her ist – auch wenn dass nur meinen persönlichen Erfahrungswerten entspricht bin ich mir sicher, dass ich diese teile.
Interessant ist unter diesem Aspekt ohne Zweifel der Beitrag zu den „offenen Texten“ von Josef Köstlbauer, er schreibt dabei: „[…] Notwendig sind „offene Texte“, die Hinweise auf andere Thematiken und Ansätze zu neuen Geschichten enthalten. In pastperfect.at kann das beispielsweise ein Name sein, dessen Erwähnung für den eigentlichen Inhalt nicht zwingend notwendig ist, der aber die sinnvolle Verlinkung zu anderen Texten erlaubt. „Sinnvoll“ ist im Grunde alles, was ein Suchinteresse von BenutzerInnen sein könnte. […]“
Die Theorie zu der Idee dieses Systems klingt sicher nicht schlecht, allerdings ist mir die Formulierung „sinnvoll ist im Grunde alles, was ein Suchinteresse von BenutzerInnen sein könnte“ ein Dorn im Auge. Denn tatsächlich wird dieser Ansatz ja auch in der Praxis verfolgt, d.h. es wird der Versuch unternommen für jede Eventualität die dem Benutzer in den Sinn kommt gerüstet zu sein. Ich halt dieses Vorhaben, wie ich bereits ausgeführt habe, für ein wenig überambitioniert.
Abschließend muss ich das Geschriebene der Fairness halber aber relativieren: Sollte der potentielle Benutzer eine wirklich ernsthafte und konkrete Suche starten wollen, und aufgrund der gegebenen Motivation bereit sein den Faktor Zeit außer Acht zu lassen, dann wird man bei pastperfect.at sicherlich fündig. Denn irgendwas findet sich hier immer…
Das genialste Element an der ganzen Seite ist in meinen Augen aber der Titel „Past Perfect“, und die Idee dahinter, dass die Vergangenheit nie wirklich abgeschlossen ist.

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